Über das Chemnitzer Autorenlexikon

Unser „Kleines Lexikon der Chemnitzer Autoren“ gibt einen Überblick über Schriftsteller des 19. und 20. Jahrhunderts, die in der Stadt Chemnitz geboren wurden, die hier lebten und wirkten, weiterhin über solche, die heute hier wohnen und schreiben. Einbezogen wurden Verfasser, die bisher mindestens zwei belletristische Werke veröffentlicht haben. Dabei erhebt das Lexikon keinen Anspruch auf Vollständigkeit, schon gar nicht auf Bewertung des Geschriebenen.

Unser „Kleines Lexikon der Chemnitzer Autoren“ ist ein Nachschlagewerk, es soll aber auch Lust machen, unsere Stadt einmal unter dem Gesichtspunkt hiesigen literarischen Lebens kennen zu lernen. Sicher, ein Zentrum der Belletristik oder der Poesie ist sie nie gewesen, schon weil sie nie ein Zentrum des literarischen Verlagswesens war. Sie verband sich aber auf oft wenig bekannte und überraschende Weise mit den Lebensläufen einer ganzen Reihe von Schriftstellern, berühmten und nicht so berühmten, vergessenen und erinnerten.

Hervorheben möchten wir von den über hundert Autoren und Autorinnen vor allem zwei Namen.

Zum einen Stefan Heym, an dessen 95. Geburtstag im Jahr 2008 die Stadt Chemnitz erstmalig den von ihr gestifteten Internationalen Stefan-Heym-Preis vergeben hat. Künftig wird auf diese Art alle drei Jahre des Schriftstellers gedacht, der am 10. April 1913 in unserer Stadt als Helmut Flieg geboren wurde. Bereits 18-jährig, als Gymnasiast, geriet er wegen eines Gedichts, das den deutschen Militarismus angriff, in Schwierigkeiten. Er wurde der Schule verwiesen. Heym, der, als Jude und Sozialist verfolgt, vor den Nazis nach Amerika emigrierte, kämpfte als US-Soldat im Zweiten Weltkrieg. Später, gefährdet durch die Intellektuellenhatz des Senators McCarthy, ging er in die DDR und wurde einer der erfolgreichsten deutschen Romanciers seiner Zeit. Er blieb ein kritischer Kopf und unbestechlicher Beobachter der Verhältnisse, allein seinem Gewissen verpflichtet, ein Andersdenkender sowohl in der DDR als auch im vereinigten Deutschland. Mit dem Preis, der repräsentativ für Namensgeber und Stifter gleichermaßen ist, sollen zeitkritische und couragierte Autoren gewürdigt sein, die wie Stefan Heym selbst herausragende und nachhaltig wirkende Leistungen erbracht haben.

Zum anderen ist Irmtraud Morgner zu nennen, die 1933 in Chemnitz geboren wurde und im Stadtteil Hilbersdorf ihre Kindheit verbrachte. Sie war eine der wichtigsten weiblichen Stimmen der DDR-Literatur und wurde weit über die Grenzen des Landes hinaus als fabulierfreudige und streitbare Erzählerin bekannt. In den siebziger und achtziger Jahren als ostdeutsche Feministin gefeiert, geriet ihr Werk, auch durch den frühen Tod der Autorin 1990 bedingt, in der Nachwendezeit vorübergehend aus dem Blickfeld. Die auch international geschätzte Autorin erreicht heute wieder eine breite Öffentlichkeit. Ihre Werke werden neu entdeckt und verlegt. In ihrer Heimatstadt Chemnitz pflegt das Andenken der Schriftstellerin besonders die im Jahr 2003 gegründete „Irmtraud-Morgner-Tafelrunde“. Interessierte Frauen und Männer aus dem gesamten Bundesgebiet, der Schweiz und den Niederlanden gehen der Frage nach, inwiefern Werk, Welt- und Wertvorstellungen der Autorin heute aktuell sind und wie sich das Interesse an dieser ungewöhnlichen Dichterin wach halten lässt. Aus Anlass des 75. Geburtstages von Irmtraud Morgner, der am 22. August 2008 begangen wurde, lobte die „Lila Villa“ im Januar 2007 einen landesweiten Wettbewerb zur Schaffung eines Kunstwerkes aus, in dem sich das Credo der Schriftstellerin Irmtraud Morgner spiegelt. Seinen Standort hat es seitdem im Bereich Belletristik der Stadtbibliothek Chemnitz.


 
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