Dieter Noll

Dieter Noll



Geboren: 31.12.1927 in Riesa
Gestorben: 06.02.2008 in Zeuthen bei Berlin


Leben

Dieter Noll ist der Sohn eines Apothekers. Da seine Mutter nach den Bestimmungen der Nürnberger Rassegesetze im Dritten Reich als Halbjüdin galt, war die Familie Verfolgungen ausgesetzt. So ließen die Eltern sich scheiden, damit Nolls Vater weiterhin den Beruf ausüben konnte. Die Scheidung wurde überwacht. Da Nolls Vater keine, wie gewünscht, „arische“ Familie gründete, mussten die Kinder zu einer Schwester des Vaters gegeben werden. Die Mutter, die unter der Trennung litt und die Verbote umging, wurde gegen Kriegsende ins KZ Theresienstadt deportiert. Nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus machten die Eltern die Scheidung sofort rückgängig. Dieter Noll, der noch 1944 als Flakhelfer eingezogen worden war, desertierte, geriet kurze Zeit in amerikanische Kriegsgefangenschaft und kehrte Ende 1945 zunächst nach Chemnitz zurück, wo er die Reifeprüfung ablegte. Er trat in die KPD, später SED ein. 1948 begann er ein Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie in Jena. Seit 1950 lebte er in Berlin, war Redakteur der Zeitschrift „Aufbau“ und schrieb für die Zeitung „Neues Deutschland“. 1959 wurde er freischaffend. Größten Erfolg erreichte er mit dem Roman „Die Abenteuer des Werner Holt“, erster Teil: „Roman einer Jugend“, der, zum Teil auf eigenen Kriegserlebnissen aufbauend, die Wandlung eines jungen Deutschen vom Mitläufer zum Gegner des Krieges und des Nationalsozialismus erzählt. Das Buch war in der DDR Schullektüre, der Autor wurde mit zahlreichen Preisen geehrt. Der zweite Teil, der die Nachkriegszeit und frühe DDR behandelte, wurde vom Publikum weniger geschätzt. Ein dritter Teil blieb letztlich ungeschrieben, stattdessen erschien 1979 der Roman „Kippenberg“ über die moralische Krise eines Karrieristen, deren „sozialistisches Happyend“ zu dieser Zeit allerdings schon nicht mehr überzeugte. Durch einen offenen Brief an E. Honecker, in dem er bei Erscheinen seines Buches die Kollegen Stefan Heym, Rolf Schneider, Joachim Seyppel u. a. als „kaputte Typen“ angriff, die „emsig mit dem Klassenfeind kooperierten“, was zu deren Ausschluss aus dem Schriftstellerverband beitrug, manövrierte sich Noll zudem ins gesellschaftliche Abseits. Seit der Wende lebt er vom literarischen Betrieb zurückgezogen.

Werke 
Neues vom lieben närrischen Nest (1952) 
Die Dame Perlon und andere Reportagen (1953) 
Sonne über den Seen (1954) 
Mecklenburgische Landschaft (1958, zusammen mit Renate Rössing und Roger Rössing) 
Die Abenteuer des Werner Holt, Teil 1: Roman einer Jugend (1960), Teil 2: Roman einer Heimkehr (1963) 
Kippenberg (1979) 
In Liebe leben (Gedichte, 1985) 

Diese Titel finden Sie in der Stadtbibliothek Chemnitz.


Weiterführende Informationen

Walther Killy Literaturlexikon, München 1988-92
Glanc-Boteva, Elzbieta: Die Auseinandersetzung mit dem Faschismus in der DDR-Literatur, untersucht an ausgewählten Werken von Dieter Noll, Max Walther Schulz und Franz Fühmann, Diss. Berlin 1979.


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