Geschichte der Stadtbibliothek
Von den Anfängen einer Bibliothek (1869 - 1945)
444 Bücher aus Schenkungen des Fabrikanten Jacob Georg Bodemer, von ansässigen Vereinen sowie die Übernahme der Lyceumsbibliothek mit Handschriften und Wiegendrucken der ehemaligen Klosterbibliotheken sind 1869 der Grundstein für die Stadtbibliothek Chemnitz. Mit dieser Ausstattung entspricht die neugegründete Stadtbibliothek damit einer Studienbibliothek für das Bürgertum.
Nach einer Zwischenlösung im Rathaus übernimmt die Stadtbibliothek 1893 das Gebäude der ehemaligen Bürgerschule in der Theaterstraße 9. Die Stadtbibliothek wächst und 1912 wird neben der bestehenden Studienbücherei eine Volksbücherei als Bücher- und Lesehalle eröffnet.
Die Weltkriegsjahre machen auch vor der Stadtbibliothek nicht Halt und so müssen Mitarbeiter und Förderer 1945 nach Bombenangriffen auf Chemnitz die vollständige Zerstörung der Bibliothek erleben. Was bleibt, sind lediglich ausgelagerte Altbestände und 713 entliehene Bücher.
Erweiterung und Wende (1945 - 1999)
Diese bilden gleichsam den Anfangsbestand bei der provisorischen Wiedereröffnung in den Technischen Lehranstalten. Nach mehreren Übergangslösungen eröffnet die Stadtbibliothek 1950 im Haus am Schillerplatz mit Volks-, Studien- und Kinderbibliothek neu.
Obwohl ursprünglich als provisorischer Standort angesehen, wächst die Stadtbibliothek im Haus am Schillerplatz sukzessive. 1954 wird ihre Funktion zur Stadt- und Bezirksbibliothek erweitert. Ein Jahr darauf erfolgt der Übergang von der Thekenausleihe zur Freihandbibliothek. Das städtische Netz umfasst 1955 bereits 25 Bibliotheken und Ausleihstellen. 1967 kommt es zur Gründung eines Systems von „Hausbibliotheken“. 1969 erfolgt die Einrichtung eines audiovisuellen Kabinetts. Die zusätzliche Ausleihe von Schallplatten, Funkdramatik, Diaserien, Schmalfilmen und Bildern stellt eine erhebliche Modernisierung und Funktionserweiterung für die Nutzer dar. In den Jahren 1971 - 79 rückt die Stadtbibliothek auch räumlich zunehmend an diese heran – in den Neubauzentren werden moderne Stadtteilbibliotheken eröffnet.
Die Gründung der Internationalen Bibliothek 1976, die Eröffnung der Musikbibliothek und des Regionalkundekabinetts im Haus am Schillerplatz 1988 sowie die Einweihung des Lesecafés „exlibris“ 1989 unterstreichen die Bedeutung der Stadtbibliothek im damaligen Karl-Marx-Stadt.
Durch die politische Wende stehen auch für die Mitarbeiter im Haus am Schillerplatz Veränderungen ins Haus. Mit dem Jahr 1990 wird etwa die Planung einer neuen Zentralbibliothek im Chemnitzer Stadtzentrum aufgenommen. Die Einführung des EDV-Systems 1992 und die Gründung des Vereins „Förderer der Stadtbibliothek Chemnitz e. V.“ im selben Jahr stellen wesentliche Faktoren in diesem Wandlungsprozess dar. 1994 fährt der Bücherbus nach Schließung von Zweigbibliotheken und einer großen Stadtteilbibliothek seinen ersten Einsatz, um Kunden im Stadtgebiet weiterhin bestmöglich zu bedienen. Die Eröffnung der Spezialabteilung Informationszentrum 1994 sowie des Lese- und Internetcafés 1997 sind Marker einer sich stetig weiterentwickelnden Stadtbibliothek. Teil dieser Entwicklung ist auch die neue Stadtteilbibliothek im „Vita Center“, die 1999 eröffnet wird.
Bibliothek der Zukunft (2000 - Gegenwart)
In das neue Jahrtausend startet die Stadtbibliothek mit einer überarbeiteten Internetpräsenz, die zusätzliche Services offeriert, und der Wiedereröffnung der Stadtteilbibliothek im „New Yorck Center“ nach Rekonstruktion im Jahre 2001.
Mit der Inbetriebnahme eines neuen, leistungsfähigen Computersystems, das 4 Server und 70 Clients umfasst, der Installation eines neuen Web-OPACs sowie der Einführung von RFID-Technik modernisiert sich die Stadtbibliothek seit 2002 fortwährend. Ein Meilenstein dieser Entwicklung ist 2004 die Eröffnung der neuen Zentralbibliothek im bundesweit einzigartigen Kulturzentrum „Das TIETZ“. Mit der Neueröffnung und dem hohen Engagement aller Beteiligten erreicht die Bibliothek 2006 den zweiten Platz bei der Preisverleihung „Bibliothek des Jahres“. Zudem werden die Öffnungszeiten erweitert, um die wachsende Kundennachfrage zu bedienen.
Die Bedeutung dieses Schritts lässt sich bereits im Jahr darauf erkennen. 2007 werden erstmals seit 1990 mehr als 2 Mio. Entleihungen registriert. Gleichzeitig erreicht die Stadtbibliothek Platz 3 im Leistungsvergleich deutscher Großstadtbibliotheken, ein Ergebnis das 2008 erneut bestätigt werden kann. Durch die Selbstverbuchungsterminals und den Rückgabeautomat in der Zentralbibliothek erhalten Kunden im selben Jahr die Möglichkeit, entliehene Medien auch außerhalb der Öffnungszeiten zurückzugeben.
„140 Jahre Stadtbibliothek Chemnitz“, heißt es im Jahr 2009. Ein Akt, der mit Jubiläumsveranstaltung und Festwoche im Oktober begangen wird. Im Dezember wird zudem die virtuelle Zweigstelle ChemNetzBib eröffnet. 2010 erreicht die Stadtbibliothek erstmals Platz 2 im Leistungsvergleich deutscher Großstadtbibliotheken. Weiterhin erfolgt der Start des Leseförderprojektes „Buchsommer Sachsen“. Mit Platz 3 im bundesweiten Bibliotheksranking BIX sowie der Digitalisierung von sechs Bänden der historischen Sammlung – ermöglicht durch Spenden der Sächsischen Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden – kann man auch 2011 ein äußerst erfolgreiches Jahr verzeichnen.
Für die Entwicklung der E-Tutorials „Gewusst wie“ wird die Stadtbibliothek 2012 mit dem Sächsischen Bibliothekspreis geehrt. Der Start des kostenlosen Medienlieferdienstes für hochbetagte und immobile Bibliothekskunden unterstreicht den Anspruch des Hauses, eine Bibliothek für alle zu sein. Daran ändert auch das katastrophale Hochwasser in der Nacht vom 2. zum 3. Juni 2013 nichts, das erhebliche Schäden verursacht und eine Evakuierung von 260 Bänden wertvoller historischer Schriften aus dem Kellermagazin der Zentralbibliothek notwendig macht.
Das Jahr 2014 steht für umfangreiche Bau- und Gestaltungsarbeiten. Zum einen wird die Sanierung der Hochwasserschäden im Kellermagazin vorgenommen, zum anderen wird der Jugendbereich in der Zentralbibliothek neu gestaltet. Ganz persönlich zeigt sich die Stadtbibliothek anlässlich ihrer Plakataktion zum 145. Jubiläum, bei der Bibliothekskunden mit individuellen Statements zu Wort kommen. 2016 werden mit der Umsetzung des Lern-Insel-Konzeptes zusätzliche, moderne Gruppen- und Einzelarbeitsplätze geschaffen. Mit der Einführung der RFID-Technik in den Stadtteilbibliotheken und der Mittwochsöffnung der Zentralbibliothek werden die Dienstleistungen erweitert. Im Herbst 2018 wird die Stadtteilbibliothek im Vita-Center modernisiert und bezieht neue Räume.
2019 feiert die Stadtbibliothek Chemnitz ihr 150-jähriges Bestehen.
Zu diesem Anlass bedankte sie sich bei Ihren Kunden mit einem vielseitigen Lesungsprogramm mit bekannten Autor*innen wie Max Goldt, Dominique Horwitz, Peter Stamm oder Judith Schalansky. Ein produzierter 20-minütiger Film über die Geschichte der Stadtbibliothek und die 15-seitige Broschüre "#Meilensteine" geben Einblick in die Entwicklung der Bibliothek.